Viele Fragen mich: Wie hältst du das im Wasser bei der Kälte aus? Viele begnügen sich nicht mit der Antwort, dass die Leidenschaft für Surfen sehr groß sei und vieles wett macht. Daher gebe ich heute alle Tipps preis, die mir hier auf Island und auch im Winter in der Nordsee dazu helfen, meine Session so angenehm wie möglich zu machen ohne gesundheitliche Risiken in Kauf zu nehmen.

1. Standardquipment

Fangen wir ganz vorne bei dem wichtigsten und simpelsten Punkt an: Das Equipment. Wer hier spart, der bereut es ab der ersten Sekunde oder spätestens nach dem ersten Duck Dive.

Nachdem ich mich mit einem sehr guten 5/4er Billabong und einem externen Unterzieher (mit integrierter Haube) zwei Jahre in der Nordsee durchgekämpft habe, gilt ab jetzt eins: Nie wieder gehe ich in den kältesten Monaten ohne einen 6/5er raus.

Auf Island hat der Xcel Infinity eine herausragende Arbeit geleistet. Bei Handschuhen und Schuhen habe ich zu dem wohl besten Material auf dem Markt zurückgegriffen und mir jeweils 7mm Patagonia R5 Yulex Schuhe und Handschuhe besorgt.

Alleine aus Sicherheitsgründen würde ich immer versuchen zum besten Material zu greifen, das für euch preislich erschwinglich ist. Denn es bereuen zu müssen heißt nichts Gutes bei solchen Bedingungen!

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2. Zusatzequipment

Neben dem Hauptequipment nutze ich noch einen dünnen Neoprenunterzieher für den Oberkörper, so etwas gibt es auch für den Unterkörper, habe ich allerdings noch nicht ausprobiert. Für den Oberkörper habe ich jedoch nur gute Erfahrungen gemacht! Erst recht wenn der Anzug nicht mehr der neueste ist, lohnt es sich etwas drunter zu ziehen.

Zudem habe ich mir eine Gesichtsmaske aus Neopren gekauft. Ich habe leider noch keine gefunden, die speziell für Surfer designed wurde. Diese sind zwar speziell für den Wintersport erstellt worden, es lohnt sich trotzdem so etwas auszuprobieren.

Für das Gesicht habe ich zudem immer Kokosöl oder Vaseline dabei. Der Haut gefällt das kalte Wasser und der Wind nämlich gar nicht und damit wird alles etwas angenehmer!

3. Wasser im Gepäck

Für mich DER Tipp, der mich jedes Mal unendlich glücklich macht: Heißes Wasser in Handschuhe und Schuhe kippen. Okay, es tat schon ein wenig weh dies mit meinem neuen Patagonia Equipment zu machen, aber es lohnt sich und verlängert die Länge der Session ungemein.

Schwierig wird es natürlich auf längeren Reisen, wie hier auf Island. Thermoskannen haltet das Wasser nur begrenzt richtig warm. Daher heißt es meistens keine Zeit zu verschwenden.

Dabei kippe ich 2/3 meines Wassers in das Equipment, bevor ich es anziehe und nutze den Rest, sobald ich aus dem Wasser komme. Es gibt nichts besseres als lauwarmes Wasser über eingefrorene Füße zu schütten! 🙂

4. Planung

Ganz alleine im Lineup ist für einen Profi wohl ein kleineres Problem als für den Hobbysurfer. Dieses Gefühl von einer starken Strömung umgeben zu sein und zu wissen, dass niemand einem helfen kann falls etwas passiert ist zugegebenermaßen gar nicht so cool! ‚Happiness is only real when shared‘ – also sicher ist sicher und sammelt ein paar Leute zusammen!

Zudem gibt es für mich nichts schlimmeres als durchgefroren aus dem Wasser zu kommen und erstmal nach meinem Handtuch und Klamotten suchen zu müssen. Daher bereite ich schon immer direkt alles vor, denn nach der Session zählt jede Sekunde.

Versucht daher so schnell wie möglich wieder in eure Klamotten zu kommen und euch aufzuwärmen. Danach kann ausgiebig geplaudert werden!!

5. Aufwärmen

Ich weiß, keiner macht es gerne und meistens wird es eh wieder vergessen. Aber es ist euch selber überlassen. Wollt ihr die extra 15 Minuten aus der Session herausholen?

Dann bekommt euren Körper warm. Außerdem sollte man vor allem an neuen Spots die Strömungsverhältnisse genauer beobachten, erst recht wenn sonst niemand im Wasser ist. Hier habe ich gemerkt: Isländische Strömungen haben manchmal ziemlich schlechte Laune!

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6. Bewegung

Ich hoffe, ihr habt euch gut auf den Trip vorbereitet und seid topfit. Denn der wichtigste Punkt von allen ist wohl dieser: Bewegt euch so viel wie möglich. Mit einem sehr guten Neuprenanzug und durchgehender Bewegung wäre es wohl möglich, einige Stunden im Wasser zu verbringen.

Da dies für Hobbysurfer unmöglich ist, sollten jedoch die Arme und Füße auch bewegt werden, wenn ihr euch auf dem Board mal kurz ausruht. Erst recht am Anfang kommt einem das ein wenig blöd vor, da es noch nicht notwendig ist. Aber nach und nach wird die Faulheit oft schnell belohnt. Also alles geben!

7. Cleverness

Ich surfe im Winter auf jeden Fall klüger und durchdachter als im Sommer. Denn jeder Wipeout verkürzt die Session ungemein durch das neue kalte Wasser, welches in den Anzug dringt.

Meine Risikobereitschaft steigt daher exponentiell an. Am Anfang nehme ich erst die sicheren und versuche sauber aus der Welle zu kommen. Ab der Hälfte ist dann Vollgas angesagt!

8. Wahrnehmung

Die Wahrnehmung der Kälte bei der ganzen Verrücktheit, die um euch herum passiert. Einer der schwierigsten Punkte und ich erwische mich auch selber immer wieder dabei, mich nicht darauf zu fokussieren. Denn sobald euch richtig kalt ist, ist es eigentlich schon zu spät zum Rausgehen. Zumindest riskiert ihr eine heftige Erkältung oder eine Unterkühlung.

Meine Füße fangen immer als erstes an zu frieren und ich versuche mir immer eine Faustregel zu setzen. Sobald das Frieren anfängt, nur noch 10 Wellen und dann raus. Aber wie gesagt, die Regel klappt bis jetzt noch nicht so gut! 🙂

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9. Energieauffüllung

Mein Körper schaltet gefühlt immer in einen kompletten Überlebensmodus während einer Surfsession im Winter und daher muss ich danach zusehen, dass ich reichlich Wasser, Vitamine und Energie zu mir nehmen. Ich denke, jeder sollte da nicht zu streng sein, sondern sicher gehen von allem etwas zu sich zu nehmen.

Für mich ist es sehr wichtig ein paar Stunden nach der Session das Gefühl zu besitzen meinem Körper wieder reichlich Zutaten zur Erholung gegeben zu haben. Ich denke dies ist sehr notwendig, denn dann seid ihr bestens vorbereitet um nicht krank zu werden!

10. Unvergessenheit

Jede Session im Winter ist etwas Besonderes! Daher sollten diese auch entsprechend geschätzt werden. Am Abend total müde einen Surffilm anschauen, während der nächste Sturm über das Haus zieht. Unbeschreiblich!

Die absolute Filmempfehlung spreche ich natürlich für die beiden isländischen Streifen aus: ‚Under an arctic sky‘ und ‚The Accord‘.

Keiner Session wie jede andere

Mit diesen Tipps kann ich meine Surfessions hier aus Island selbst im Februar/März bis auf zwei Stunden ausreizen. Genießt die zeigt in Zeit in jedem Augenblick, denn so viele gibt es davon nicht! Viel Spaß! 🙂

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Könnt ihr euch Surfen hier auf Island vorstellen? Würdet ihr es mal gerne erleben? Teilt es mir in einem Kommentar mit!