Nach einigen Tagen in Reykjavík und der Sichtung von Polarlichtern ging es am ersten Wochenende seit der Ankunft auf Island direkt hinaus in die Weiten des Landes. Zum Glück konnte ich mich der Anki und Selina anschließen. Die beiden waren nur für eine Woche hier und wollten daher unbedingt ein Auto mieten um die Gegend zu erkunden. Perfekt für mich, denn Miet- und Spritkosten selber tragen zu müssen, wäre auf der gesamten Dauer meines Aufenthaltes nicht zu finanzieren und daher bin ich über jegliche Gelegenheit dankbar, bei der ich mich einklinken kann!
Die erste Route am Golden Circle
Etwa 45 Minuten entfernt von der Hauptstadt beginnt der Golden Circle – eine ca. 330 KM lange Route, die nur einer reinen Fahrtzeit von ca. vier Stunden entspricht. Da diese so nah an Reykjavík platziert ist, wird sie auch als eine der beliebtesten Routen des Landes angesehen. Volle Parkplätze und viele Menschen sind daher an jedem Halt anzutreffen. Jedoch müssen immer die isländischen Verhältnisse relativiert werden, denn Platzangst bekommt hier sicher niemand!
Obwohl wir daher nur sehr selten einsam zu dritt das Panorama genießen konnten, war es für mich der perfekte Start in das erste richtige Abenteuer. Direkt packte mich das Islandfieber mit weiten Ausblicken über Seen, ständig wechselndes Licht durch unterschiedliche Wetterverhältnisse und farbenfrohe Landschaften durch die Herbstzeit. Wahrscheinlich gibt es hier gar keine „perfekte“ Jahreszeit für ein Besuch, denn ich kann mir gut vorstellen, dass jede ihren eigenen Reiz besitzt.
Endlich wieder ein Wasserfall nach dem anderen
Bereits auf Neuseeland habe ich ein neues Hobby für mich gefunden: Wasserfälle entdecken! Damals habe ich auf der Landkarte (damals noch ohne Google Maps) das Wasserfallsymbol lokalisiert und bin ohne Erwartungen hingefahren – ich wurde immer positiv überrascht! Dementsprechend habe ich mich auch auf Island im Vorfeld nicht informiert und habe versucht alle Wasserfallbilder zu ingnorieren, die mir bei Recherchen ins Auge springen wollten. Somit hatte ich auch hier keine Erwartungen und wurde daher ebenso überrascht. Durch die sehr vulkanisch „aufgewühlte“ Natur und etlichen Klippen- und Bergformationen haben Wasserfälle hier ihre perfekte Heimat gefunden.
Vor allem zu Jahreszeiten, bei denen die Sonne noch etwas früher aufgeht, lohnt es sich die ersten Morgenstunden auszunutzen und bereits vor dem Sonnenaufgang am Ort der Wahl zu sein. So ist es möglich, viele Attraktionen auf dem Golden Circle noch ziemlich ungestört zu erleben. Wir hatten das Glück am Wasserfall ‚Gullfoss‘, da wir bereits früh erschienen und etwas Schlechteres Wetter die meisten Touristen wohl zum Ausschlafen ermutigt hat!
So viele Dinge zu entdecken
Mir ist hier sofort aufgefallen, dass prinzipiell hinter jeder Ecke eine Überraschung wartet. Es ist fast unmöglich ohne einen Zwischenstopp sein Ziel zu erreichen. Auf dem Weg fährt man an endlos langen Weiden mit Islandpferden vorbei, erblickt Regenbögen an einem Tag öfter als in den letzten 10 Jahren und wundert sich über die Gebirgslandschaften, die durch alte Lavaströme gezeichnet sind. Einfach nur mal eben zum nächsten Stop fahren: Unmöglich! Meistens wurde ein „Anki, bitte halte so bald wie möglich kurz an“ in das Autoinnere gerufen, damit der Moment auch außerhalb des Autos kurz genossen werden konnte. Das Bedürfnis anzuhalten und auszusteigen ist oftmals so groß, dass es schon zur Qual wird. Hach, diese Islandprobleme!
An einem anderen Ort entdeckte Anki mitten an einem See eine kleine Chillecke: Direkt daneben war jemand so frei und hat einen Sessel platziert. Zugehörig ein kleiner Tisch, ein Fernseher, eine Lampe und auch ein Briefkasten. Super lustig, was hier alles vorgefunden werden kann – ein bisschen Ausschau halten und schon können unerwartete Dinge entdeckt werden!
Die erste warme Quelle
Am Ende unseres Trips gab es noch eine kleine Besonderheit. Nach einer einstündigen Wanderung sollten uns die ersten heißen Quellen im Tal ‚Klambragilslaug‘ erwarten, in den wir uns sehr auf das Planschen freuten. Die Wanderung war auch sehr beeindruckend und faszinierend, leider wurden wir auf dem Weg oft durch Regenschauer wieder daran erinnert, dass wir auf Island sind.
Am Ende hatten wir das Pech jedoch idealerweise nur auf dem Hinweg. Bei den Quellen konnten wir dann entspannt den Trip ausklingen lassen. Umgeben von Bergen und grüner Landschaft ist die Wanderung dorthin wärmstens zu empfehlen. Leider waren wir nicht ganz alleine im Wasser, eine etwas einsamere Quelle lässt sich jedoch immer finden! 🙂